Harfenlexikon

Der sonnige Klang rhythmischer Lebensfreude

Suedamerikanische Harfe
Musik: Moliendo Café [Trad. Venezuela]  Interpret: Straßenmusiker in einem Restaurant

Als die spanischen Invasoren im 15. Jahrhundert in Südamerika einfielen, brachten sie trotz des schrecklichen Unheils auch etwas Schönes mit: die Harfe. Im Laufe der Zeit breitete sich die Harfe in ganz Mittel- und Südamerika aus und brachte eigenständige Formen in den verschiedenen Regionen hervor.

Im südamerikanischen Harfenstil sind Akkordbass und die Melodie fast immer synkopisch gegeneinander versetzt, was diese Musik sehr lebensfroh und mitreißend macht. Viele südamerikanische Harfenisten spielen von klein auf, daher haben sie oft große virtuose Fähigkeiten und variieren die Melodien individuell auf atemberaubende und gleichzeitig leichthändige Weise, wie in dem Tonbeispiel ab 2:40 zu hören ist.

Der Korpus ist, meist aus fünf Spänen, leicht gebaut. Der Hals ist fast immer doppelt ausgeführt – die Saiten sind dann zwischen diesen beiden Hälsen an den Wirbeln befestigt. Die Saiten sind nur leicht gespannt, was das virtuose Spiel mit Fingernägeln sehr erleichtert. Die Doppelhalsharfe hat meist keine Umstimmer, dafür sind anstelle der Stimmwirbel einzelne Gitarrenmechaniken, was ein schnelles Umstimmen ohne Stimmschlüssel erlaubt. Auf dem Photo ist links ein in Paraguay gebautes Instrument abgebildet, in der Mitte eine in Frankreich gebaute Llanera-Harfe mit einfachem Hals und ganz rechts eine Llanera als Elektroharfe. Die beiden letztgenannten Instrumente besitzen Umstimmer und Tonabnehmer.

In Paraguay sind die Farben in der Besaitung anders, als es bei uns üblich ist: das c ist blau und das g rot gefärbt. Bei fast allen Harfen in Südamerika sind die Saiten aus leicht gespanntem Nylon, auch die Basssaiten sind massives Nylon, mit recht dickem Nylon umsponnen. Sehr oft haben die Harfen einen großen Bassumfang, manchmal hinunter bis zum Kontra-D.