Die treue Begleiterin auf allen Wegen
Reisen mit Harfe sind meistens mit Komplikationen verbunden: Im Auto müssen oft Sitze umgeklappt werden und im Zug werfen die Mitreisenden einem Blicke zu, die im besten Falle interessiert sind, aber zur vollen Stoßzeit schnell missbilligend werden. Im Flugzeug mutiert die Harfe zum Sperrgut — und wer trägt beim, eigentlich als erholsam gedachten, Wandern schon gerne einen klingenden Mühlstein auf der Schulter?
Die Reiseharfe löst alle diese Probleme auf elegante Weise. Mit einem Gewicht von drei bis vier Kilogramm und moderaten Ausmaßen wird sie zu einer leichtfüßigen Begleiterin, wohin auch immer unser Weg uns führt. Wenn die Harfentasche noch mit Rucksackgurten ausgestattet ist, spüren wir ihr Gewicht kaum noch. In ihrer Konzentration auf das Wesentliche ist die Reiseharfe die Essenz der Keltischen Harfe — und genau das reicht perfekt für eine Harfe auf Reisen in neue Klanggefilde.
Die Größe einer Harfe ist vor allem von der Anzahl der Basssaiten abhängig, denn tiefe Bässe brauchen lange Saiten. Also hat die Reiseharfe einen reduzierten Bassumfang: Oft ist die tiefste Saite das kleine c (das zweittiefste c einer 34-saitigen Keltischen Harfe), manchmal geht sie auch bis zum a oder g. Für den Harfenbauer gilt es das richtige Verhältnis zwischen Bassumfang und Harfengröße zu finden. Und für uns Spielende gibt es einige Tricks, tiefe Bässe auf höheren Saiten darzustellen.
Die kleinen Abmessungen haben noch einen anderen Aspekt, an den ich zuerst gar nicht gedacht hatte. Da die Harfe nun nicht mehr am Boden steht, sondern (wie eine Gitarre oder Laute) am Körper getragen wird, ist die körperliche Verbindung mit meiner Harfe nun viel inniger — und jede Bewegung von mir wird nun zu einer Bewegung von uns beiden. Mit dieser neugewonnenen Innigkeit im Spielen und Unterwegssein ist die Reiseharfe auch eine Wiedergeburt der Vagantenharfen der irischen Barden und europäischen Minnesänger, Troubadours und Trouvères — im warmen Klangbild des einundzwanzigsten Jahrhunderts.